Inventar Nr.: GS 20391
Werktitel: Berettini Barberinae aulae fornix, Sammelband mit zwei nach P. da Cortona gestochenen Folgen, insgesamt 36 Stiche
Beteiligte Personen:
Stecher:mehrere Beteiligte
Inventor:Pietro da Cortona (1596 - 1669)
Verleger:Giovanni Giacomo de Rossi (1627 - 1691)
Datierung:
Entstehung der enthaltenen Stiche:1660 - 1691 (geschätzt)
Träger: Ledereinband
Maße: 48,5 cm (Höhe)
72,5 cm (Breite)
2,4 cm (Dicke)
Anmerkungen:
Kommentar: Der Band ist in gesprenkeltes Leder gebunden. Der goldgeprägte Rücken mit sieben Bünden trägt ein rotes Titelschild. Unten befinden sich zudem Reste eines weißen Aufklebers mit der Nummer 151. Der Vorderdeckel ist unten links ebenfalls mit Feder in Schwarz „151“ bezeichnet worden. Die Buchdeckel sind mit einem goldgeprägten doppelschwänzigen Löwen mit Krone und den Initialen W. L. versehen. Hallo weist dem Stempel Wilhelm VIII. von Hessen-Kassel zu. Vgl. Rudolf Hallo: Das Kupferstichkabinett und die Bücherei der Staatlichen Kunstsammlungen zu Kassel. 2. veränderte Aufl., Kassel 1933, S. 18, Nr. 190; 159. Ein Inhaltsverzeichnis ist nicht vorhanden.
Der Band umfasst zwei Folgen mit Stichen nach Pietro da Cortona:
1) Die zehnteilige Folge „Barberinae aulae fornix“ [fol. 1-10] gibt das Deckenfresko Pietro da Cortonas im Palazzo Barberini wieder. Sie wurde 1677 von Giovanni Giacomo de Rossi in Rom verlegt und ist auf dem Titelblatt Gaspar de Guzmán Olivares gewidmet. Bei den Blättern handelt es sich um genaue Kopien eines unbekannten Stechers nach den Stichen von Cornelis Bloemaert, Camillo Cungi und Anderen, die teilweise auf Zeichnungen von Salvo Castellucci basieren und 1642 von Girolamo Tezi (Tetius) unter dem Titel „Aedes Barberinae ad Quirinalem“ herausgegeben wurden.
Vgl. Grelle Iusco, Anna: Indice delle stampe intagliate in rame a bulino e in acqua forte esistenti nella stamperia di Lorenzo Filippo De' Rossi. Contributo alla storia di una stamperia romana. Rom 1996, S. 456, p.64 c.3.
2) 26 Stiche nach den Fresken Pietro da Cortonas in den drei Planetensälen des Palazzo Pitti in Florenz, darunter ein Widmungsblatt sowie zusätzlich ein Titelblatt mit typographischem Text (fol. 11-37), die ebenfalls von Giovanni Giacomo de Rossi in Rom verlegt wurden. Jeweils elf Stiche sind dem Saal des Jupiter und der Venus gewidmet, während sechs Stiche Fresken aus dem Marssaal zeigen.
Die Entstehungs- und Editionsgeschichte der Folge lässt sich bisher nicht eindeutig rekonstruieren. Die Stiche scheinen über einen langen Zeitraum ab Anfang der 1660er Jahre bis 1691 entstanden zu sein. Lediglich eine Platte ist datiert: Bei der „Krönung des siegreichen Helden durch Jupiter“ von J. Blondeau wird G. G. de Rossi 1686 als Plattenbesitzer angegeben (fol. 13). Die Widmung an Francesco Maria de' Medici, mit der die Folge im vorliegenden Band eröffnet wird (fol. 11), muss ebenfalls 1686 oder später entstanden sein, da der Widmungsempfänger als Kardinal genannt wird, ein Amt, das er ab 1686 innehatte. Die Datierung vieler Platten ergibt sich aus dem Zeitraum, in dem die zehn beteiligten Stecher in Rom tätig waren. So war J.-B. Girardin von 1661-1665 in Rom, P. Simon 1668-1674, B. de Bailliu ab 1668 bis mindestens 1675, A. Clouwet 1664-1677, F. Spierre ebenfalls ab ca. 1664 bis kurz vor seinem Tod 1681, Lambert Visscher 1673 bis um 1690, C. A. Bloemaert 1633-1692 und J. Blondeau 1675-1698. Wann Charles de la Haye (1641-1707) nach Rom ging, ist nicht bekannt und ein Romaufenthalt von Coenrad Lauwers (1632-1685) ist nicht überliefert. Das Titelblatt für die Folge, "Heroicae virtutis imagines" genannt, ist im vorliegenden Band den kleinformatigeren Stichen nach den Lünetten vorangestellt (fol. 21). Es ist auf den 22. Oktober 1691 datiert und nennt Stiche nach allen drei Planetensälen, weshalb davon auszugehen ist, dass die Folge zu diesem Zeitpunkt abgeschlossen war. Giovanni Giacomo de Rossi starb 1691. Herausgeber ist nun sein Adoptivsohn und Nachfolger Domenico de Rossi.
Das Verlagshaus de Rossi gab Bestandslisten seiner Stiche heraus, die von Anna Grelle Iusco bearbeitet worden sind und in denen die vorliegende Folge zu finden ist. Der Index von 1677 nennt sechs Blätter von C. Bloemaert und anderen. 1686 werden zehn Blätter erwähnt. Hinzugekommen sind vier Stiche von J. Blondeau, die das Deckenfresko und zwei Lünetten des Jupitersaals zeigen. Im Verzeichnis von 1696 werden elf und in jenem von 1735 schließlich 26 Blätter angeführt. Vgl. Grelle Iusco, Anna: Indice delle stampe intagliate in rame a bulino e in acqua forte esistenti nella stamperia di Lorenzo Filippo De' Rossi. Contributo alla storia di una stamperia romana. Rom 1996, S. 454f., p.62 c.1 - p.63 c.2.
Es stellt sich die Frage, warum der Index von 1686 nur zehn Blätter erwähnt, obwohl zu diesem Zeitpunkt zahlreiche an der Folge beteiligte Stecher Rom wieder verlassen hatten und ihre Arbeit an den Platten somit abgeschlossen gewesen sein dürfte. Auch dass das Verzeichnis von 1696 lediglich elf Stiche nennt, verwundert, da der Serientitel von 1691 Stiche zu allen drei von Cortona gestalteten Sälen anführt, was mehr als elf sein müssten. Zudem scheint es naheliegender, dass der Titel nach Abschluss der Folge gedruckt wurde.
Es scheinen zwei Plattenzustände der Folge zu existieren: ohne und mit Angabe des Saals, in dem sich das wiedergegebene Fresko befindet („in camera Iouis / Martis / Veneris). Bei den folgenden acht Stichen fehlt die Angabe: fol. 25; 27-30; 32; 34; 36.
Die Folge ist in Kassel ein zweites Mal vorhanden. Bei jenem Exemplar fehlt das Titelblatt. Vgl. Inv.-Nr. GS 20343, [fol. 47-72].
(HK)
Foliierung: Die Stiche der ersten Folge, die in der Platte nummeriert sind, wurden nicht foliiert [fol. 1-10]. Die Stiche der zweiten Folge sind in der oberen rechten Ecke mit grünem Stift von 11-37 foliiert (fol. 11-37).
Montierung: Die ersten drei Seiten sind auf den Falz geklebt [fol. I-III]. Die folgenden großformatigen Blätter der ersten Serie [fol. 1-10] und die ersten zehn Blätter der zweiten Folge (fol. 11-20) sind eingebunden. Für das Titelblatt „Heroicae virtutis imagines“ und die kleinformatigeren Stiche, welche die Lünetten der Planetensäle im Palazzo Pitti wiedergegeben, wurde eine Passepartout-Montierung gewählt.
Buchblock: Die Innenseiten der Buchdeckel sind mit Marmorpapier beklebt. Der Band ist mit einem Sprengschnitt in Rot und Blau versehen.


Literatur:
  • Hallo, Rudolf: Das Kupferstichkabinett und die Bücherei der Staatlichen Kunstsammlungen zu Kassel. 2. veränderte Aufl. Kassel 1933, S. 12, Kat.Nr. Ecole Romaine, Nr. 2.


Letzte Aktualisierung: 29.09.2021



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